Die Dokumente des Jugendkonzils von Taizé haben den Anstoß gegeben, zentral von Christus her das Leben christlicher Pfadfinder in der gegenwärtigen Situation der Menschheitsfamilie durchzudenken.
Quelle: Klaus Meyer zu Uptrup, Oberursel 1978
CHRISTUS
Die Mitte unserer Gemeinschaft ist Jesus Christus, der für uns den Tod am Kreuz erlitt und vom Tode auferstanden ist. Er lebt, wie Gott lebendig und verborgen unter uns gegenwärtig ist.
An ihn richtet sich unser Gebet, auf ihn hören wir in der Begegnung mit der Heiligen Schrift. Durch ihn sind wir befreit von unseren Ängsten und in die Gemeinschaft des Volkes Gottes, seiner Kirche gerufen.
GEMEINSCHAFT
Die Brennpunkte unserer Gemeinschaft sind Gebet und Stille mit dem Bibelwort und auf der anderen Seite Arbeit und Einsatz für den Mitmenschen.
Das Gebet ist uns eine Quelle der Liebe.
Keine Willensanstrengung reicht aus zu der Umkehr, die unsere Not wenden könnte, wo wir mit uns selbst zerfallen, mit unseren Mitmenschen zerstritten und vor den Drohungen der Zukunft ohne Hoffnung sind. Es bleibt nur, in unendlicher Absichtslosigkeit uns selbst, unseren Geist und unseren Körper der Stille zu überlassen und zu warten, daß der auferstandene Christus uns findet. Es bleibt nur, im Blick auf ihn unseren Blick umwandeln zu lassen, bis wir schließlich auf die Menschen und die ganze Welt mit den Augen Christi sehen können.
Die Gemeinschaft mit Christus befreit uns dazu, in unserer Gemeinschaft ein „Gleichnis des Miteinanderteilens“ zu leben: Freude und Leid, Essen und Trinken, Rat und Tat.
Die pfadfinderischen Formen unserer Gemeinschaft öffnen dem jungen Menschen ein Spielfeld zur Erprobung seiner Kräfte und zugleich ein Übungsfeld, seinem Herrn Jesus Christus nachzuleben: in Ehrfurcht vor dem Leben, das Gott geschaffen hat; in Pflege der Umwelt, die der Schöpfer uns anvertraut hat; in gewaltfreien Auftrag des Streitens, der den Haß überwindet und Frieden stiftet.
Unsere Gemeinschaft weiß sich dem Volke Gottes zugehörig: in den Kirchen der Reformation treu der Heiligen Schrift, bereit zur Begegnung mit Christen anderer Kirchen, offen, mit ihnen zusammen den Weg zu gehen, auf den Jesus Christus uns heute ruft.
Arbeit und Einsatz für den Mitmenschen, dort, wo wir je nach Alter und Fähigkeit gefordert sind, soll Antrieb und Richtung daraus erhalten, wieweit wir es gelernt haben, unsere Welt mit den Augen Christi zu sehen.
MENSCHHEITSFAMILIE
Indem wir in unserer Gemeinschaft auf die frohe Botschaft von Jesus Christus hören, üben wir uns ein in dem Lebensstil der Zukunft. Im Miteinanderteilen aus freiem Herzen leben wir heute ein Gleichnis des Reiches Gottes. So sehr die seit Jahrhunderten eingeschliffenen Spielregeln der Weltpolitik umgebaut werden müssen, weil sie in einen Weltkrieg führen, so sehr die seit Jahrhunderten eingeschliffenen Spielregeln der Weltwirtschaft und ausbeuterische Gesellschaftsordnungen umgeformt werden müssen, weil sie einen Großteil der Menschheitsfamilie verhungern lassen, wissen wir doch, daß wir das „Reich Gottes“ nicht mit Gewalt herbeizwingen können. Die notwendige Änderung beginnt dort, wo unser Macht- und Geltungsstreben am Kreuze Christi mit stirbt und der Auferstandene uns zu einem neuen Denken befreit: zur „Gewalt der Friedfertigen“ (Frère Roger), zur Nutzung der Erde durch behutsame und pflegende Hände, zum Gleichnis des Miteinanderteilens, das auch Lösungsmodelle für Arbeitslosigkeit und Hunger enthält.